Von A bis Z

A

Amida

auch als „Achtzehnbittengebet“ oder „Achtzehngebet“ bezeichnet: Das Hauptgebet im jüdischen Gottesdienst, sh. bei „Themen“ oder im Download „Grundlagen“ Abschnitt 7 Gebet und Gottesdienst

 

ASCHKENASIM

Als Aschkenasim werden die Juden bezeichnet, die von der Tradition und Herkunft  des osteuropäischen Judentums geprägt sind. Aschkenasisches Judentum breitete sich später nach Westeuropa, in die USA, Israel und andere Teile der Welt aus. Die Umgangssprache war und ist teilweise noch → Jiddisch.  Dazu → „Themen“ oder Download „Grundlagen“, Abschnitt  5 unter „Überzeugungen“.

B

BAR-MIZWA / BAT-MIZWA

An ihrem 12. Geburtstag werden jüdische Mädchen, an ihrem 13. Geburtstag werden jüdische Jungen nach dem jüdischen Religionsgesetz volljährig; sie übernehmen als „Bat-Mizwa“ („Tochter des Gebots“) bzw. „Bar-Mizwa“ („Sohn des Gebots“) alle religiösen Rechte und Pflichten eines Mitglieds der jüdischen Gemeinschaft. Von nun an zählt der „Bar-Mizwa“ in allen, die „Bat-Mizwa“ in den nicht-orthodoxen Strömungen des Judentums auch zum „Minjan“, der Mindestanzahl von zehn im religiösen Sinn Erwachsenen, die für das Abhalten von Gottesdiensten und für bestimmte rituelle Gebete erforderlich ist.

In einem der nächsten Gottesdienste am Schabbat wird der neue „Bar-Mizwa“, in nicht-orthodoxen Strömungen des Judentums auch die neue „Bat-Mizwa“, zur Lesung der Thora und/oder einer Lesung aus den Propheten aufgerufen. Auch ein kleiner Vortrag muss gehalten werden. Sie tragen erstmals den Gebetsmantel, verwenden zum Lesen der Thora den Thorazeiger und tragen den Thora-Abschnitt möglichst in traditioneller Singweise vor. Die Kinder werden in einem oft Jahre dauernden Unterricht, in dem auch die Grundzüge der jüdischen Religion altersgerecht vermittelt werden sollen, auf diesen Tag, an dem sie ganz im Mittelpunkt stehen, vorbereitet.

Nach dem Gottesdienst werden bei einem gemeinsamen Imbiss mit der ganzen Gemeinde und dann im Kreis der Familie und Freunde das neue mündige Gemeindemitglied und seine Leistung im Gottesdienst gefeiert.

BERACHA (Mehrzahl: Berachot)

Beracha ist die Bezeichnung für eine charakteristische Form des Segensspruches, z.B. das Tischgebet am Schabbat („Gepriesen seist Du, Ewiger, unser Gott, König der Welt, der hervorbringt Bot aus der Erde“).

BIMA (auch hebräisch Almemor)

Die Bima ist das erhöhte Pult in der Synagoge, von dem die Thora verlesen wird. Je nach Tradition steht die Bima in der Mitte des Raums oder ist mit dem Thoraschrein (→ Thorarolle) architektonisch verbunden.

B’rit – Mila / Beschneidung

Jüdische Jungen werden beschnitten, in der Regel im Alter von acht Tagen. Dieses geschieht meistens durch einen darauf spezialisierten „Mohel“, der diese Entfernung des präputiums, der männlichen Vorhaut, chirurgisch einwandfrei und antiseptisch ausführt.

Die Beschneidung ist das äußere Bundeszeichen. Nach dem Vorbild Abrahams, der seine Söhne Ismael (1. Mo. 17,23) und Isaak beschnitt (1. Mo. 21, 4) wird durch diesen Eingriff eine äußerliche, lebenslang sichtbare Verschiedenheit nach dem Gebot Gottes (erstmals in 1. Mose 17, 9-14) geschaffen.

C

CHABAD

Chabad“ oder „Chabad Lubawitsch“ ist eine orthodoxe jüdische Gruppierung, die dem → Chassidismus zugerechnet wird.

 

CHALAKA

Chalaka ist die hebräische Bezeichnung für die feierliche Zeremonie bei orthodoxen  Juden, während der in Anlehnung an das Gebot in 3. Mo 19,27 den Jungen im Alter von drei Jahren das erste Mal die Haare geschnitten werden, wobei die Schläfenlocken („Pejes“) stehen bleiben.

 

Chanukka  

Zum Chanukka 2021 wurde eine „Chanukkia“, der neunarmige Leuchter, vor dem Opernhaus in Hannover aufgebaut. Neben der „Schamasch“, der Kerze in der Mitte, wird an jedem Tag eine weitere Kerze entzündet. Das Fest fand vom 28. November bis 5. Dezember statt; die Aufnahme entstand am 30. November, also am dritten Tag des Festes, sodass neben der mittleren Kerze drei Arme leuchten.

Wenn ringsum alle Zeichen auf Advent und Weihnachten stehen, feiern Jüdinnen und Juden Chanukka. Acht Tage lang wird das jüdische Lichterfest begangen, das an den Aufstand der Makkabäer gegen die Griechen im 2. Jahrhundert v.d.Z. erinnert. Nach schweren Kämpfen wurde der geschändete Jerusalemer Tempel erobert und wiedereingeweiht. Ein kleines Ölkrüglein reichte wundersam aus, um den Leuchter acht Tage lang am Brennen zu halten. Darum zünden Jüdinnen und Juden an der achtarmigen Chanukkiah jeden Tag ein Licht mehr an, bis am achten Tag alle acht Kerzen brennen. Die wachsende Kraft des Lichts strahlt Hoffnung aus und lässt die Dunkelheit weichen. Chanukka ist ein Fest der kulturellen Selbstbehauptung. Beim abendlichen Lichterzünden versammeln sich Familie und Freunde; sie stellen die Chanukka-Leuchter ins Fenster, um der Welt von Gottes Wundern zu erzählen. Singen, spielen, Geschenke für die Kinder und in Öl gebackene Köstlichkeiten wie Latkes und Pfannkuchen machen jeden Abend zu einem Fest.

Rabbinerin Dr.in Ulrike Offenberg

 

CHASSIDISMUS 

Chassidismus: Eine mystische religiöse Erneuerungsbewegung im Judentum, deren Anhänger sich Chassidim nennen.  Die Bewegung entstand in 18. Jahrhundert in Polen und ist heute weltweit verbreitet.

 

CHUPPA

Chuppa: Der Baldachin, unter dem die religiöse Zeremonie der Eheschließung stattfindet.

D

DAVIDSTERN

Davidstern im Portal der
Jüdischen Gemeinde in Hannover

Der Davidstern (hebr. Magen David, Schild Davids) ist eines der bekanntesten Symbole, die mit dem Judentum verbunden werden.

Der Davidstern ist ein sechseckiger Stern, der durch zwei ineinander verwobene gleichschenklige Dreiecke gebildet wird. Er schmückt Synagogen, Friedhöfe, die israelische Flagge und vieles mehr. Das israelische Pendant der Hilfsorganisation „Rotes Kreuz“ ist der „Rote Davidstern“.

Der Davidstern ist kein originär jüdisches Zeichen. Erst ab dem Mittelalter und vor allem ab dem 17. Jahrhundert wurde es als Symbol an Synagogen verwendet. Ende des 19. Jahrhundert wurde es dann von der zionistischen Bewegung (→ Zionismus)  als Zeichen aufgenommen. Während des Nationalsozialismus wurde der Davidstern den Juden als Stigma („gelber Stern“, „Judenstern“) aufgezwungen. Heute ist er allgemein als Zeichen für das Judentum gebräuchlich.

DIASPORA

Mit dem griechischen Wort Diaspora wird eigentlich „Zerstreuung“ oder „Verstreuung“ bezeichnet, bildlich versteht man darunter auch „Verbreitung“. In der Diaspora leben nach jüdischem Verständnis alle Juden, die ihren Wohnsitz nicht im Staat Israel haben.

E

Exodus 

lateinisch für „Auszug“: Die Geschichte des Auszugs des Volkes Israel aus Ägypten, die Wanderung bis zum Einzug in das verheißene Land Israel. Exodus ist auch eine gängige Bezeichnung für das 2. Buch Mose, in dem diese Geschichte erzählt wird.

F

Feier- und Gedenktage

Die „Hohen Feiertage“: Rosch Haschana (Neujahrsfest) und Jom Kippur (Versöhnungsfest) mit den dazwischen liegenden zehn „Bußtagen“.

Die „Naturfeste“: Pessach, “Schawuot“  (Wochenfest), Sukkot ( Laubhüttenfest)

Die „Halbfeiertage“: Tischa B‘ av”, Purim,Chanukka

Der achte Tage („Sch’mini Azeres“): Direkt nach Sukkot eine Feier zu Ehren der Thora. Hauptsächlich in der Synagoge abgehalten.

Gedenktage: Jom haShoah, Sachor

 

FESTROLLEN

Außer den →Thorarollen werden noch einige andere Schriften des → Tanach aus besonderen Schriftrollen („Megilla“, im Plural „Megillot“) gelesen, das sind die Bücher Esther, Rut, Kohelet („Der Prediger Salomo“ ), Hoheslied („Das Hohelied Salomos“) und Klagelieder („Die Klagelieder Jeremias“)

G

GEBET

Siehe → „Themen“ oder Download „Grundlagen“, Abschnitt  7 unter „Gebet und Gottesdienst“.

Gebetsmantel (Tallit oder Tallith)

Dr. Rebecca Seidler, die 1. Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde in Hannover, mit einem Tallit.

Viele gläubige Juden legen zum Gebet ein meist viereckiges Tuch über Kopf und Schultern. An den vier Enden hängen weiße, vielfach geknotete Fäden („Schaufäden“, Quasten). Damit wird das Gebot aus 4. Mo 15, 37-41 bzw. 5. Mo 22,12 erfüllt.

GEMARA

Die Gemara (aramäisch „Vollendung“) ist ein Teil des → Talmuds. Sie ist Kommentar und Auslegung der → Mischna.

GOTTESDIENST

Siehe → „Themen“ oder Download „Grundlagen“, Abschnitt  7 unter „Gebet und Gottesdienst“.

Gottesnamen

Gott darf mit einer Bezeichnung genannt werden; nur einer der vielen Namen (sonst z.B. el, elohim, edonai u.v.a.m.), nämlich der Eigenname JAHWE (geschrieben JHWH), darf nicht ausgesprochen werden in Befolgung des 3. Gebotes (nach jüdischer Zählung): „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes nicht missbrauchen…“ Daraus entstand durch die Lesehilfe  JeHoWaH“ das Wort „Jehova“. Jehova als Namen gibt es eigentlich nicht.

H

HAFTARA

Haftara: Im jüdischen Gottesdienst wird stets ein Abschnitt (Sidra) aus der → Thora gelesen. Zu jeder Sidra gehört auch eine Lesung aus den Prophetenbüchern, die Haftara. Die sog. Geschichtsbücher werden zu den Prophetenbüchern gerechnet.

 

HAGGADA

Als Haggada (von higgid = erzählen) werden die nicht-gesetzlichen Teile des →Talmuds bezeichnet. DieHaggada ist die besondere Erzählung vom → Exodus, die traditionell am Seder, der gemeinsamen Feier zum Beginn des → Pessach nach traditionellen Regeln vorgelesen wird.

 

HALACHA

Als Halacha (von halach = gehen) werden die →Talmud-Worte bezeichnet, die für das Handeln der Juden verbindliche Vorgaben machen. Die Halacha ist damit der gesetzliche Teil des Talmuds.

 

HOLOCAUST

→ Shoah

I

ISRAEL

Der Begriff Israel steht für verschiedene Bedeutungen:

1. Israel ist der Name, den Gott dem Jakob gab. Die Wortbedeutung liegt zwischen „Gott streitet (für uns?)“, „Gott möge (für uns?) streiten“, „Gott herrscht“ und „Gott möge herrschen“. In der Einheitsübersetzung der Bibel (EÜ 2016) wird in 1. Mo 32, 29 die Übersetzung als „Gottesstreiter“ eingeführt. Buber übersetzt als „Fechter Gottes“. Der hebräische Grundtext (Biblia Hebraica Stuttgartensia 1986) lässt „Israel“ (yisroelim) unkommentiert. So auch Luther: „Du solt nich mehr Jacob heissen, sondern JsraEl“ (Luther 1545).

Die israelische Flagge

2. Bezeichnung für das Königreich Israel unter den Königen Saul, David und Salomo.

3. Bezeichnung für das Nordreich nach der Reichsteilung durch die Söhne Salomos.

4. Bezeichnung für das Volk Israel

5. Bezeichnung für den heutigen Staat Israel

 

J

Jad

Hebräische Bezeichnung für den Thora-Zeiger, der bei der Thoralesung verwendet wird, damit der Vorleser die kostbaren Rollen nicht mit seinen Fingern berührt.

Jarmulke

Kopfbedeckung

JIDDISCH               

Jiddisch war die Alltagssprache der Juden in Mittel- und Osteuropa. Sie ist etwa 1000 Jahre alt und mit der mittelhochdeutschen Sprache verwandt, enthält aber auch viele Worte aus der hebräischen Sprache und den romanischen Sprachen. Jiddisch wird mit hebräischen Schriftzeichen (von rechts nach links) geschrieben, eine Schreibweise mit lateinischen Buchstaben gibt es auch. Jiddisch wird heute noch von vielen Juden, in Israel und den USA gesprochen, deren Vorfahren aus Mittel- und Osteuropa stammen. Viele Begriffe aus dem Jiddischen sind auch in die moderne deutsche Sprache eingegangen (z.B. „Hals- und Beinbruch“ – was eigentlich Erfolg und Segen bedeutet („Hatslokhe un brokhe „),  „Schlamassel “ (Unglück), „Kaff“,  „es zieht wie Hechtsuppe“ (hech supha = starker Sturm) u.v.a.m.). Lit: Wolf, Siegmund A.1993. Jiddisches Wörterbuch. H. Buske Verlag Hamburg

JOM HA SHO‘A          

Jüdischer Nationalfeiertag am 26./27 Nissan jeden Jahres (im Jahr 2021 ist das der 8./9. April) jeden Jahres zum Gedenk en an die Opfer der Shoah.

Jom Kippur  (Versöhnungstag)

→ Rosch ha-Schana

K

Kaddisch

Ein wichtiges Gebet in der jüdischen Liturgie. Ursprünglich und inhaltlich eine Lobpreisung Gottes. In der Tradition ist das Beten des Kaddisch auch im Zusammenhang mit einem Trauerfall entstanden, obwohl der Gebetstext dazu kein Bezug hat.

 

KARÄER

Eine kleine konservative jüdische Bewegung, die die rabbinischen Auslegungen der  Thora ablehnt und nur  die schriftliche Thora als verbindlich ansieht. Karäer gibt es etwa seit dem 8. Jahrhundert n.Chr..  Karäische Gemeinden gibt es in Israel und in den USA.

 

KASCHRUT

Kaschrut ist die Bezeichnung für die Zusammenfassung der Speisegesetze. Sprachlich verwandt mit → koscher.

 

Kiddusch

Ein Segensspruch über Speisen am Schabbat. Der Begriff wird teilweise auch für einen in der Synagoge angebotenen Imbiss verwendet, z.B. nach einer Bar-Mizwa bzw. Bat-Mizwa.

 

Kippa

→ Kopfbedeckung

 

KOHEN              

Kohen ist Name und Bezeichnung für einen Familienstamm aus dem Stamm Levi. Die kohanim (=Mehrzahl von kohen) hatten besondere Aufgaben im Tempeldienst, sie hatten in historischer Zeit auch besondere Regeln und Reinheitsgebote zu befolgen. Familiennamen wie Kohn, Cohn, Cohen, Kahan u.v.a.m. zeigen diese Abstammung auf. In einigen Gemeinden wird auch heute noch Wert darauf gelegt, dass bestimmte Teile der Liturgie, wie z.B. der Priestersegen („birchat kohanim“ , 4.Mo 6, 22-27) möglichst von einem Mitglied aus diesem Familienstamm gesprochen wird.

 

KOL NIDRE

Das Kol Nidre ist ein besonderes „Gebet“ am Vorabend des → Jom Kippur. „Gebet“ in Anführungszeichen deshalb, weil es nicht die Form eines Gebets hat, sondern dem eigentlichen Abendgebet vorangestellt ist. Im Kol Nidre mit seiner ergreifenden Melodie geht es um die Auflösung unerfüllbarer religiöser Gelübde, um Umkehr, um Versprechen für das kommende Jahr, um Bitte um Vergebung – letztlich kann es hier mit wenigen Sätzen nicht beschrieben werden. Auch in der Vertonung von Max Bruch (kol nidrei op. 47 für Orchester und Cello) sind diese Emotionen – ohne Worte – erlebbar.

 

KOPFBEDECKUNG

Auch Besucher einer Synagoge tragen eine Kippa.

Gläubige Juden tragen eine Kopfbedeckung, weil der Talmud vorschreibt: „Man darf nicht mit unbedecktem Haupt vier Ellen weit gehen oder ein heilige Sache aussprechen …“. Diese Regel ist etwa 2.000 Jahre alt, sie wird auf die Ehrfurcht vor dem Allsehenden zurückgeführt und soll wohl auch von Unreinen unterscheiden (z.B. soll der Aussätzige  nach 3. Mo 13, 45 mit bloßem Haupt gehen).

Die Form der Kopfbedeckung ist unterschiedlich: Im Orient oder und in den arabischen Ländern tragen Juden Turbane, die Chassidim (entstanden aus der Bewegung der Kabbala) tragen breitrandige pelzbesetzte Hüte oder runde schwarze Filzhüte ohne Kniff. Europäische Juden trugen und tragen kreisrunde Käppchen (die sog. „Jarmulke“ oder „Kippa“),

Die Regeln gelten zunächst den Männern. Frauen bedecken in der Regel nur in der Synagoge ihr Haupt (meist mit einem Tuch oder Schleier). In streng orthodoxen Familien bedeckt die Frau außerhalb des Hauses oder in Gegenwart fremder Männer ihr Haupt mit einer Perücke oder einem Tuch.

 

Koscher

 „Koscher“ ist ein vielschichtiger Begriff, der in der Thora nicht vorkommt. Er bedeutet so viel wie „geeignet“ und bezieht sich darauf, dass Speisen nach den Reinheitsgesetzen für den Genuss durch gläubige Juden geeignet sind. Grundsätzlich sind Wiederkäuer mit gespaltenen Hufen und Wassertiere mit Flossen und Schuppen zum Genuss zugelassen. Bei Geflügel gibt es eine lange Liste mit verbotenen Arten. Insekten sind, bis auf eine Ausnahme, nicht zugelassen. Alle Ge- und Verbote stehen in der Thora. Sie sind nur summarisch begründet.

Fleisch ist dann koscher, wenn das Tier beim Essen schon tot ist, wenn es ausgeblutet ist, wenn es nicht mit Milchspeisen in Berührung gekommen ist (Trennung von Milch- und Fleischprodukten) und wenn kein Nierenfett enthalten ist (das ist der Teil, der nach 3. Mo auf dem Altar geopfert wurde).

Eine Begründung mit Hygienevorteilen geht am Sinn der Gebote vorbei.

L

LECHA DODI

Lecha Dodi ist in vielen jüdischen Traditionen das mystisch-liturgische Gebet, mit der am Freitagabend bei Sonnenuntergang in der Synagoge  der Schabbat willkommen geheißen wird. Bei der letzten Strophe des Lecha Dodi (übersetzt „Komm, mein Freund“) erhebt sich die Gemeinde und wendet sich zur Tür, um den Schabbat mit einer Verbeugung zu begrüßen.

 

LEUCHTER

Menora, auch „Chanukkiah“ Chanukka

M

MAGEN DAVID

→ Davidstern

MAZZOT

Mazzot (Mehrzahl von Mazza) sind die dünnen Brotfladen aus Wasser und Weizenmehl, die zum → Pessach gegessen werden. Deutsche Schreibweisen: Matzen, Mazzen. Pessach wird deshalb auch oft das „Fest der ungesäuerten Brote“ genannt.

MENORA

Menora-Leuchter

Die Menora (Mehrzahl: Menorot) ist ein Kerzenständer mit sieben Armen. Neben dem Davidstern ist die Menora eines der bekanntesten und meistgenutzten Symbole des Judentums und ziert das israelische Staatswappen.

Die Menora symbolisiert die Schöpfung der Welt in sieben Tagen. Der siebte Arm, d.h. die Achse, von der die Arme abgehen, steht dabei für den Schabbat. Die Menora findet erstmalig Erwähnung im 2. Mo 25, 31 f. Dort ist auch ein detailliertes Design für den Leuchter, der zunächst für die Stiftshütte gedacht war, vorgegeben. Später stand eine Menora im Tempel in Jerusalem.

Das ewige Licht („Ner Tamid“), das in Synagogen brennt, erinnert an die Menora des Tempels.

MESUSA

Eine Mesusa ist eine längliche Kapsel, die am Türrahmen befestigt wird. Die Mesusa (hebräisch „Türpfosten“) enthält ein gerolltes Pergamentstück mit Abschnitten aus der Thora. Sie wird in der oberen Hälfte des rechten Türrahmens befestigt und kennzeichnet ein jüdisches Haus.

Jede Tür eines Hauses bzw. einer Wohnung (ausgenommen Badezimmer oder Toiletten), wird mit einer Mesusa ausgestattet. Das Gebot, eine Mesusa anzubringen, geht auf 5. Mo 6, 9 zurück. Fromme Juden berühren und küssen die Hand, mit der sie die Mesusa berührt haben, wenn sie durch die Türen gehen.

MIDRASCH (Mehrzahl Midraschim)

Die Auslegung einer Schriftstelle. Zu einer Bibelstelle kann es mehrere Midraschim von verschiedenen Lehrern geben. Die Midraschim werden z.T. in Textsammlunegen zusammengefasst, die neben den Talmudim (Mehrzahl von → Talmud) stehen.

MIKWE / MIKWA

Die Mikwe (auch Mikwa) ist ein sog. Ritualbad oder Tauchbad und dient der rituellen Reinigung. Sie speist sich aus natürlichem, fließendem Wasser (Quell- oder Flusswasser) oder aus Regenwasser. Eine Mikwe darf mit zusätzlichem Wasser aufgefüllt und beheizt werden. Das natürliche Wasser darf aber nie vollständig geleert werden. Ist keine Mikwe vorhanden, kann die Pflicht zum Untertauchen auch im Meer, in einem See, einem Fluss oder einem tieferen Bach erfüllt werden.

Symbolisch stellt eine Mikwe die rituelle Reinheit her. Einer  körperlichen Reinheit dient sie nicht, da sich die Besucher vorher gründlich reinigen müssen. Ursprünglich war das Tauchbad vor dem Besuch des Tempels in Jerusalem nötig. Heute gehen vor allem streng religiös lebende Frauen nach der Menstruation in die Mikwe.

In Deutschland mit etwa 100 jüdischen Gemeinden gibt es etwa 30 Mikwaot (Mehrzahl von Mikwe).  Das amerikanische Reformjudentum kennt die Benutzung einer Mikwe kaum. Allerdings gibt es überall Bestrebungen, neue Mikwaot zu bauen und neue Verwendungen zu finden.

Minjan

Für bestimmte rituelle Gebete in der Synagoge (z.B. das Kaddisch oder die Amida) und einen vollständigen Gottesdienst ist es erforderlich, dass mindestens zehn religiös mündige Juden gemeinsam beten. Diese Mindestanzahl ist der Minjan. In der Vergangenheit zählten zum Minjan nur Männer, heute werden in vielen Gemeinden des Reformjudentums und auch in konservativen Gemeinden Frauen und Männer zum Minjan gerechnet.

MISCHNA

Die Mischna (Bedeutung etwa „Lernen durch Wiederholung“) ist einer der zentralen Texte des Judentums. Sie ist die im 2. Jahrhundert. zusammengefasste Niederschrift der  mündlichen Thora. Die gesamte Mischna besteht aus insgesamt 63 Traktaten, die in Kapitel und Verse unterteilt sind.

Die Mischna ist die Basis des Talmuds. Die Information, die in einem einzigen Mischnakapitel oder -vers enthalten ist, wird im Talmud von Gelehrten mitunter auf mehreren Seiten kommentiert, erklärt und in den Kontext gesetzt (→ Gemara).

MOHEL

Der „Mohel“ ist der spezialisierte Fachmann für die → B’rit-Mila (Beschneidung).

N

NUSSACH

Nussach (hebräisch für „Text“, „Version“) bezeichnet sowohl  die Art und Weise, in der ein Gebet verrichtet wird. Diese Sitten, auch der Melodiestil des Vortrags, unterscheidet sich stark zwischen den Aschenasim, sephardim, den jemenitischen Juden und  anderen kleineren Richtungen des Judentums.

O

Omer

Omer ist der hebräische Ausdruck für ein Getreidehohlmaß. Der Begriff wird auch als Kurzbezeichnung für das Getreideopfer verwendet, das nach dem Gebot 3. Mo 23, 15 f. gebracht werden musste.

Mit „Omer-Zählen“ (hebr. „Sefirat HaOmer“) wird der Zeitraum der 49 Tage zwischen → Pessach (Passah) und → Schawuot (Wochenfest) bezeichnet.

P

PESSACH (PASSAH)         

Pessach ist eines der drei großen Wallfahrts- und Naturfeste im immer wiederkehrenden Jahreskreislauf der jüdischen Geschichte. Pessach, ein Frühlingsfest, beginnt am Vorabend des 15. Nissan (im Jahr 2021 ist das der 28. März) und endet am 22. Nissan (4. April). Die alten Regeln der Bibel (2. Mo 23,14 f) für dieses Fest können seit der Zerstörung des Tempels nicht mehr befolgt werden; neue und eindrucksvolle Traditionen haben sich entwickelt.

Pessach wird auch „das Fest der ungesäuerten Brote“ genannt in Erinnerung an das „Brot des Elends“, das vor dem Auszug des Volkes Israel aus Ägypten gebacken wurde.

Am Vorabend des Festes versammeln sich Familie und Gäste zum „Seder“ um den festlich gedeckten Tisch. Die Erzählung vom Auszug wird vorgetragen, jeder am Tisch hat seine Rolle dabei. Die symbolreichen vielfältigen Speisen, gemeinsamer Gesang und das Rezitieren des alten Textes machen das Erleben der Befreiung des Volkes Israel von Unterdrückung und Sklavendasein lebendig. Eine ganze Woche gibt es ungewohnte Speisen, die bitteren Kräuter am „Seder“ und die „Mazzot“ (ohne Hefe gebackene Brotfladen) erinnern an jedem Tag der Festwoche an das Eingreifen Gottes in das Schicksal seines Volkes Israel.

 

Pharisäer

Eine religiöse Hauptgruppe zur Zeit Jesu. Paulus war Pharisäer. Dazu „Themen“ oder Download „Grundlagen“, Abschnitt  5 unter „Überzeugungen“.

 

PURIM

Das Purim-Fest ist ein Fest überschäumender Freude.

Am 14. Adar (im Jahr 2021 ist das der 26. Februar) wird das jährliche Purimfest gefeiert. Das Fest erinnert an die Rettung des jüdischen Volkes vor der Vernichtung im Jahr 356 v.Chr. Die Geschichte wird im Buch Esther überliefert. Die wichtigsten Personen dieser Geschichte sind der persische König Ahasveros, seine jüdische Gemahlin Esther, der weise Jude Mordechai und der Feind des Volkes Haman.

Der Gottesdienst in der Synagoge ist so ganz anders als sonst: Die Kinder sind als Clowns, Ritter, Hexen, Prinzessinnen oder Monster verkleidet, mit Fähnchen und Lärminstrumenten (den „Purimrasseln“) ausgerüstet und warten gespannt. Nach dem Abendgebet wird feierlich das Buch Esther aus einer besonderen Schriftrolle verlesen. Noch herrscht Ruhe in der Gemeinde, bis der Vorleser zu Kapitel 3, Vers 1 kommt und zum ersten Mal der Name des Schurken Haman fällt. Jetzt geht es los: Die Kinder stampfen mit den Füßen, mit ihren Rasseln machen sie einen ohrenbetäubenden Lärm, mit Buh-Rufen und Pfeifen unterbrechen sie den Vorleser, der sich nur mühsam wieder Gehör verschaffen kann. Immer wieder, wenn er „Haman“ lesen muss, wird er vom begeisterten Lärm der Kinder unterbrochen. Dieser Name kommt 37mal in der Geschichte vor, zum Schluss immer häufiger! Die ganze Gemeinde verfolgt fröhlich die Versuche des Vorlesers, die Geschichte zu Ende zu lesen.

Purim ist ein Fest überschäumender Freude und Dankbarkeit. Untereinander werden kleine Geschenke wie die selbst gebackenen „Haman-Ohren“ (dreieckige gefüllte Kekse) ausgetauscht. Bedürftige erhalten Geldgeschenke oder Lebensmittel, damit auch sie das Fest mit Freude feiern können.  Mit dieser eindrucksvollen Gestaltung des Gottesdienstes, der Fröhlichkeit und der  Freigebigkeit am Fest werden die Vorgaben aus Esther 9, 20-23 erfüllt.

Q

Quaste

→ Gebetsmantel
R

Rabbi, Rabbiner

Jüdischer Theologe, der nach einem Studium zum Rabbiner ordiniert wird oder sein Rabbinerdiplom erhält.  Siehe auch Anmerkung E im Download, Artikel „Grundlagen“

 

Rosch ha-Schana (Neufahrsfest)

Rosch ha-Schana und Jom Kippur gelten als die Hohen Feiertage des Judentums, denn an ihnen werden Fragen von Leben und Tod verhandelt. „Wer wird leben und wer wird sterben?“, fragt ein bekanntes Gebet, das zum jüdischen Neujahr und zum Versöhnungstag gesagt wird. Die dazwischenliegenden Zehn Tage der Umkehr werden als eine Zeit des Gerichts verstanden, in der Gott über unsere Fehler und Versäumnisse richtet und dementsprechend ein Urteil zu einer guten oder einer düsteren Zukunft über uns verhängt. Wir bemühen uns, diesen Richterspruch zu unseren Gunsten zu beeinflussen, indem wir selbstkritisch unser Leben betrachten, unsere Verfehlungen erkennen und uns ändern.

Doch es genügt nicht, zu Gott um Vergebung zu flehen. Unrecht und Verletzungen, die wir anderen Menschen zugefügt haben, müssen wir selbst in Ordnung bringen: Zu diesen Menschen hingehen, um Verzeihung bitten und auch Verzeihung gewähren, den Schaden wiedergutmachen, steht als religiöses Gebot nicht hinter Gebet und Fasten zurück. Erst dann können wir auf Versöhnung hoffen und einen Neuanfang mit Gott, mit unseren Nächsten und auch mit uns selbst wagen.

Rabbinerin Dr.in Ulrike Offenberg

S

Sachor 

Sachor (Erinnern und Gedenken) gehört zum Kern des Judentums. In Deutschland ist neben Jom haSho‘a der 9. November in Erinnerung an die sog. „Reichspogromnacht“ am 9. November 1938, in der die Synagogen angezündet wurden, brannten und zerstört wurden, ein besonderer Tag des Erinnerns. Sachor in seinen vielen verschiedenen Formen und aus ganz unterschiedlichen Anlässen werden auch mit alten Liedern und Gebeten ( z.B. → Kaddisch) ausgedrückt, ohne dass der Hintergrund religiösen Charakter haben muss. Siehe auch → „Themen“ oder Download „Grundlagen“, Abschnitt  7 unter „Gebet und Gottesdienst“.

 

SCHABBAT

Höhepunkt jeder Woche ist der Schabbat, der siebente Schöpfungstag, an dem wir in Nachahmung Gottes von unserem Tagewerk ruhen sollen. Die Geschäftigkeit des Alltags soll pausieren, damit wir uns an diesem Tag anderen Dingen widmen können, für die sonst wenig Zeit bleibt: Familie, Freunde, Torahstudium, Gottesdienst und Geselligkeit in der Synagoge, Ausruhen und Auftanken. Schabbat meint nicht untätiges Herumsitzen, sondern aktives Streben nach anderen Dimensionen unseres Seins. Als Hilfestellung formulierte die jüdische Tradition einen umfangreichen Katalog von Tätigkeiten, die nicht verrichtet werden sollen, damit wir Ruhe finden und diese Freiheit von Arbeit ebenso den Menschen und sogar auch den Tieren in unserer Umgebung gewähren.

Kerzen, Wein und ein Brotzopf am Schabbat

Der Schabbat ist kaum denkbar ohne die festlichen Mahlzeiten im Kreis von Familie und Freunden, eingeleitet von Segenssprüchen über Kerzen, Wein und zwei geflochtenen Brotzöpfen. Die Gebete und Lieder in der Synagoge preisen Gottes Schöpfungswerk, im Morgengottesdienst steht die Lesung des Wochenabschnitts der Torah im Zentrum. Dieser Text ist auch der Fokus von Torahstudium und -auslegungen an diesem Tag. Diese aktiven Phasen des Schabbats wechseln ab mit Zeiten der Ruhe und des Kraftschöpfens, bis dann am Samstagabend mit der Hawdalah-Zeremonie, dem Segen über Wein, Licht und Gewürzen, die Rückkehr in den Alltag erfolgt.

Rabbinerin Dr.in Ulrike Offenberg

Anmerkung: Dazu ausführlich im Bereich „Themen“ oder im Bereich „Download“, Abschnitt 6. Der Schabbat beginnt am Freitagabend und endet am Samstagabend, jeweils bei Sonnenuntergang.

 

SCHALOM

Der hebräische Begriff Schalom (auch Shalom) wird meist mit „Frieden“ übersetzt und als Gruß oder Wunsch verstanden. Tatsächlich ist die Wortbedeutung sehr viel umfassender.

 

Schawuot

Schawuot ist ein fröhliches Fest

Schawuot wird genau fünfzig Tage nach dem Pessachfest (am 6./7. Siwan, das ist im Jahr 2021 am 17./18. Mai) begangen und feiert die Offenbarung der Torah am Sinai. Eigentlich ist jede Torahlesung eine Vergegenwärtigung dieses Ereignisses, beim „Fest der Gabe der Torah“ (→ Thora)  aber noch einmal besonders, denn es werden die Zehn Gebote vorgetragen, die eine direkte Ansprache Gottes an Israel waren. Dieser Akt wird als eine Art Hochzeit zwischen Gott und Israel verstanden, und die Torah ist der Ehevertrag, der die gegenseitige Hingabe und Verpflichtung beider Liebender darlegt. Ein Sinnbild dieser Treue ist das biblische Buch Ruth, das dem Wochenfest als besondere Lesung zugeordnet ist.

Schawuot ist eines der drei Wallfahrtsfeste (2. Mo 23,14 f.) und hat wie diese auch eine landwirtschaftliche Dimension. Es wird auch als „Fest der Erstlingsfrüchte“ bezeichnet, weil es den Beginn der Weizenernte und des Reifens der Sommerfrüchte in Feld und Garten markiert. Zum besonderen Festtagsopfer zu Tempelzeiten gehörte das Darbringen von Weizenbroten. Heute ist das Fest vor allem wegen des „Tikkun“, einer Lernnacht, populär, bei der man sich gemeinschaftlich bis in die frühen Morgenstunden dem Torahstudium hingibt. Wach gehalten wird man dabei durch die Vielzahl süßer und herzhafter Gerichte aus Milch und Käse, die dem Fest seinen besonderen Geschmack geben.

Rabbinerin Dr.in Ulrike Offenberg

Anmerkungen in kursiver Schrift von Frank Preusse

 

SCHIWA

Schiwa ist ein Zeitraum von sieben Tagen nach einer Beerdigung. Die Trauernden (engste Familie) nehmen sich eine Auszeit von ihren üblichen Pflichten und Tagesabläufen. Sie „sitzen Schiwa“ im Haus / in der Wohnung des Verstorbenen, reden und beten miteinander und erhalten Besuch von Freunden und Verwandten. Trost zu spenden und die Trauernden mit dem für das Leben Nötigen (Speisen) zu versorgen gehört zu den Geboten der Thora.

 

SCH’MONE ESRE

Sch’mone Esre ist eine andere Bezeichnung für die → Amida, das Achtzehnbittengebet.

 

SCHOFAR

Der Schofar – auch Schaufor (askenasisch), sophar (sefardisch, shoyfer (jiddisch) oder shofar (englisch) geschrieben – ist ein Musikinstrument aus einem Widderhorn. Er wird zu besonderen liturgischen Anlässen geblasen, z.B. zu → Rosch ha-Schana. Den Klang sollte man sich auf Youtube anhören, er ist schwer zu beschreiben.

 

SEFARDIM

Als Sefardim (auch Sephardim) werden die Juden bezeichnet, die von der Tradition und Herkunft  des spanischen Judentums geprägt sind. Verfolgung und Berdrückung haben dazu geführt, dass sich sefardisches Judentum im ganzen Mittelmeerraum bis in den vorderen Orient ausbreitete und prägend wurde. In Ritus, Kleidung und Sprache unterscheiden sich Sefardim von den → Aschkenasim.

 

Shoah (auch Schoa, Shoa, Schoah)

Jüdische Bezeichnung für den Völkermord an den europäischen Juden im 20. Jahrhundert. Wortbedeutung: Katastrophe, Unheil. Früher war der Begriff „Holocaust“ gebräuchlicher. Dieser ist von der Wortbedeutung („vollständig verbrannt“)  nicht ganz unproblematisch und wird inzwischen auch für den Mord an anderen Gruppen (z.B. Sinti und Roma) verwendet.

 

SIDDUR

Siddur ist die hebräische Bezeichnung für ein jüdisches Gebetbuch. Die verschiedenen religiösen Strömungen im Judentum benutzen auch verschiedene Siddurim (Mehrzahl von Siddur).

 

SIMCHAT THORA

Das Fest der Thorafreude, s.a. → Thora. Es wird seit dem 11. Jahrhundert  zum Abschluss des jährlichen Thoralesungszyklus‘ gefeiert und nimmt Bezug auf einen → Midrasch, der beschreibt, wie Salomon ein Fest feierte, nachdem ihm von Gott seine Weisheit verliehen wurde.

 

Speisegesetze

Erlaubt ist der Verzehr von Säugetieren, die Wiederkäuer sind und gespaltene Hufe haben, auch Rehe und Hirsche, wenn sie geschlachtet sind (nicht aber, wenn sie geschossen sind). Vögel, mit Ausnahme von Raubvögeln) sind erlaubt. Fische sind erlaubt, wenn sie Flossen und Schuppen haben. Alle anderen Wassertiere sind nicht geeignet (-> koscher). Alles Fleisch muss vor dem Kochen vollständig ausgeblutet sein.

 

SUKKA

Bezeichnung für eine Laubhütte an →Sukkot

 

Sukkot (Laubhüttenfest)

Sukka, die zum Laubhüttenfest 2021
in Hannover neben dem
Alten Rathaus aufgebaut wurde.

Bunt geschmückte Laubhütten, aus denen das Klappern von Geschirr und Singen nach draußen dringen, sind das Zeichen für Sukkot. Dieses siebentägige Fest mit seinen vielen Farben und Symbolen wirkt wie ein Kontrast zu den gerade erst zu Ende gegangenen Hohen Feiertagen ganz in Weiß. Und doch führt uns auch das sinnenreiche Sukkot vor Augen, dass wir nicht die Kontrolle über unser Leben haben und wie wenig in unseren Händen liegt. Darum erinnert uns die Nachahmung der provisorischen Behausungen während der Wüstenwanderung daran, dass wir auf den Schutz Gottes angewiesen sind. Die Wände der Laubhütte sind dünn, durchlässig zur Welt, man hört alle Geräusche ringsum, und sie bieten keinen Schutz gegen Kälte und Gefahren.

Sukkot drückt auch den Dank für die Früchte des Feldes und des Gartens aus. Die Ernte ist eingebracht, erst jetzt ist Zeit zum Feiern. Es ist üblich, Gäste in die Laubhütte einzuladen – Familie, Freunde und Nachbarn, aber auf eine imaginäre Weise gesellen sich zu uns auch bedeutende Gestalten der Bibel und der jüdischen Geschichte. Sie alle helfen uns, das wichtige Gebot des Festes zu erfüllen: Fröhlich zu sein und sich über den Reichtum in unserem Leben zu freuen.

Rabbinerin Dr.in Ulrike Offenberg

 

SYNAGOGE

Die Synagoge der Jüdischen Gemeinde Hannover

Die Synagoge ist das jüdische Gotteshaus. Dort beten Juden dreimal am Tag. Außerdem ist die Synagoge ein Lernort und ein Treffpunkt für die Gemeinde.

 

 

 

 

 

 

T

Tallit

Gebetsmantel

Talmud

Talmud-Bände in der Bibliothek einer Synagoge

siehe„Die Thora“ in Abschnitt 4 im Bereich „Themen“ oder im Download Artikel „Grundlagen“

Tanach (Tenach)

Die Sammlung Heiliger Schriften des Judentums. Das „Alte Testament“ der Lutherbibel enthält alle Schriften des Tanachs; die sog. „Apokryphen“ sind jedoch weitgehend nicht im Tanach enthalten. Die Bücher des Tanachs werden unterteilt in Thora (Weisung), Nevi’im (Propheten) und  Ketuvim (Schriften). Aus den Anfangsbuchstaben dieser drei Gruppen wurde der Begriff „Tanach“ abgeleitet.

Tefillin (Gebetsriemen)

Der fromme Jude benutzt sie zu bestimmten und rituellen Gebeten. Dazu “Das Sch’ma“ in Abschnitt 5 und “Gebet und Gottesdienst“ im Bereich “Themen“ oder im Download Artikel “Grundlagen“

Thora (auch Tora, Torah)

Im Judentum stellt die Torah den Kern von Gottes Offenbarung am Sinai dar. Der Text der Fünf Bücher Mose ist in 54 Abschnitte eingeteilt, so dass jede Woche etwa drei bis fünf Kapitel gelesen werden, an manchen Schabbatot(Mehrzahl von Schabbat) auch ein Doppelabschnitt. Ihren Titel beziehen diese Wochenabschnitte von einem markanten Wort im Anfangsvers dieser Lesung, das auch dem jeweiligen Schabbat seinen Namen gibt. Einmal im Jahr wird die gesamte Torah durchgelesen und dabei kein Vers, kein Wort, kein Buchstabe beim Vortrag ausgelassen – so unbequem oder bedeutungslos uns auch manche Geschichte erscheinen mag. Das zwingt dazu, sich auch mit schwierigen Texten auseinanderzusetzen.

Jedes Jahr im Herbst feiern Jüdinnen und Juden das Fest der Torahfreude, Simchat Torah. Dann endet der jährliche Lesezyklus der Torah und beginnt sogleich wieder aufs Neue. Dieser Gottesdienst wird in der Synagoge in großer Fröhlichkeit gefeiert: Alle Torahrollen ( sh. Thorarolle) werden aus dem Aron Hakodesch ( sh. Thorarolle) geholt und in sieben Prozessionen durch die Synagoge getragen. Man trägt den letzten Abschnitt aus Deut (5.Mo) 33-34  vor und fängt dann gleich wieder mit dem ersten Kapitel Gen (1. Mo) 1 an: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“.

Rabbinerin Dr. Ulrike Offenberg

Anmerkungen in kursiver Schrift von Frank Preusse

Thorarolle

Thorarollen der Liberalen Jüdischen Gemeinde in Hannover. Die Rollen sind mit einem Mantel aus edlem Stoff umhüllt, der mit Stickereien aus Gold- und Silberfäden geschmückt ist. Sie werden im Thoraschrein der Synagoge aufbewahrt.

Die Thora wird für den Gebrauch in den Synagogen auf große Rollen geschrieben. Diese Rollen sind oft sehr alt, wertvoll und werden als besonderer Schatz der Synagoge verstanden.

Die Thorarollen werden im „Aron Hakodesch“ (hebr. für „Heiliger Schrein“) aufbewahrt. Der Thoraschrein steht in der Synagoge meist im Blickmittelpunkt für die Gemeinde. Vor der Lesung der Thora im Gottesdienst werden die Thorarollen feierlich aus diesem Schrein ausgehoben und nach der Lesung dort wieder, meist hinter einem Vorhang verborgen, verwahrt.

Tischa B`AW

Der neunte Tag im Monat Aw, der „Neunte Aw“ = Tischa B’aw, ist ein jüdischer Fast- und Trauertag, an dem der Zerstörung des Jerusalemer Tempels gedacht wird. Der 9. Aw ist neben Jom Kippur der einzige öffentliche Fastentag. Er dauert 25 Stunden, vom Sonnenuntergang am Vorabend bis zum Erscheinen der Sterne am nächsten Tag. Rabbinische Überlieferung verlegte die Zerstörung des 1. und des 2. Tempels und andere Unglückstage auf den 9. Aw.

U

UPSCHEREN

Chalaka

V

 

W

 

X

 

Y

 

Z

Zehnte, der

Die Thora schreibt vor, dass von den Erträgen aus der Landwirtschaft (Ackerbau, Gartenbau, Viehzucht, Wein- und Ölwirtschaft) der zehnte Teil dem HERRN zu bringen und IHM heilig sei. Mit der Abgabe bestätigte Israel das Wissen, dass das Land und dessen Ertrag Gottes Eigentum und ein Lehen an sein Volk war. Da der Stamm Levi nach der Einnahme Kanaans keinen Landbesitz erhielt, sondern in zugewiesenen Städten leben und den Tempeldienst ausrichten musste, waren den Angehörigen dieses Stammes Einnahmequellen versagt. Zum Ausgleich erhielt der Stamm Levi alle eingebrachten Zehnten. Davon erhielten die Priester aus der Sippe Aaron wiederum 10%, wobei hier wohl nur die Getreide- und Früchtezehnten als Grundlage dienten.

Der Zehnte musste, entweder in Naturalien oder in Geld (der Betrag musste 120% des Naturalwertes betragen), in das Zentralheiligtum (Stiftshütte bzw. Tempel) gebracht werden. Mit der Ablieferung des Zehnten war ein Fest verbunden, an dem auch die Leviten zum Festessen geladen waren.

In jedem dritten Jahr wurde der Zehnte nicht an das Zentralheiligtum abgeliefert, sondern wurde vor Ort den Leviten und den Armen (Fremdlinge, Witwen, Waisen) zugewendet.

In jedem siebten Jahr wurde das Land nicht bestellt, es gab also auch keine Ernte oder jedenfalls nur das, was von alleine wuchs. In diesem Sabbatjahr sollte auch die Erde ruhen in Anlehnung an die wöchentliche Sabbatruhe für Mensch und Vieh. In diesem Sabbatjahr brauchte kein Zehnter abgeführt werden. Gott hatte aber zum Ausgleich für das Jahr zuvor eine besonders reichhaltige Ernte zugesagt.

ZEITRECHNUNG, jüdische

Die jüdische Zeitrechnung beginnt im Jahr 3761 vor christlicher Zeitrechnung. Nach jüdischer Tradition schuf Gott in diesem Jahr die Welt. Die Tradition stützt sich auch auf die Zeitangaben in der Thora.

Das jüdische Jahr ist ein Mondjahr und damit elf Tage kürzer als das bei uns verwendete Sonnenjahr. Damit die Feste, die an bestimmte Jahreszeiten gebunden sind (→ Pessach, → Schawuot, → Sukkot, → Chanukka), auch immer in diese Jahreszeit fallen, werden in einem komplexen System Schalttage und Schaltmonate eingefügt. Das jüdische Jahr beginnt im Herbst mit dem ersten Tag des Monats Tischrei (→ Rosch ha-Schana). Die folgenden Monate sind Cheschwan, Kislew, Tewet, Schwat, Adar, Nissan, Ijar, Siwan, Tammus, Aw, Elul und dauern jeweils 29 oder 30 Tage.

Zionismus

Die Sehnsucht, eines Tages nach Zion zurückzukehren, dem traditionellen Synonym für Jerusalem und für das Land Israel, stand über viele Jahrhunderte ständig im Mittelpunkt jüdischen Lebens und Denkens in der Diaspora. Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Zionismus zu einer nationalen Bewegung als Reaktion auf die anhaltende Unterdrückung und Verfolgung der Juden in Osteuropa und der wachsenden Ernüchterung über formale Gleichstellung in Westeuropa, die weder zu einer Beendigung der Diskriminierung noch zur Integrierung der Juden in die Gesellschaft der Länder geführt hatte, in denen sie lebten. Auf dem Ersten Zionistischen Kongress, 1897 von Theodor Herzl in Basel in der Schweiz einberufen, wurde die Zionistische Bewegung als politische Organisation begründet mit der Forderung nach der Rückkehr des jüdischen Volkes in das Land Israel und Wiederbelebung seines nationalen Lebens im Land seiner Väter. (https://embassies.gov.il/berlin/AboutIrael/history/Pages/zionismaspx, abger.23.2.2021)

Bilder: Peter Harder