(F1)

Ergänzung zur Orthodoxie: Als „Ultraorthodox“ werden orthodoxe Juden genannt, bei denen die Geschwindigkeit der Anpassungen besonders gering ist und die auch manchmal durch eine gewisse Aggressivität gegen andere Hauptgruppen auffallen. „Ultraorthodoxe“ sind in Jerusalem anteilig stark vertreten und sind auch politisch nicht unbedeutend. Manche von ihnen lehnen den Staat Israel als solchen ab, weil es nur Gott bzw. dem Messias zustünde, einen Staat zu erreichten. Die Rolle der Frauen wird bei den „Ultraorthodoxen“ enger definiert als in anderen Hauptgruppen des jüdischen Volkes.

Das Verständnis der Orthodoxie „von Gott, der Thora und des Volkes Israel [ist, eingefügt  FP] seit den Hauptthemen des rabbinischen Denkens  im klassischen und mittelalterlichen rabbinischen Judentum unverändert geblieben.“[i]

Eigentlich ist der Begriff „orthodox“, der „rechtgläubig“ bedeutet, irreführend. Nicht so sehr der Glaube, sondern vielmehr das Handeln weicht von dem anderer Hauptgruppen ab; „orthopraxe“ wäre eine korrektere Bezeichnung, die aber im normalen Sprachgebrauch verwirrend klingt.

Zu orthodoxen Ansichten kann auch die Forderung zählen, dass nach der Gründung des Staates Israel alle Juden die Pflicht hätten, ihren Wohnsitz dorthin zu verlegen; Zitat eines jüdischen Schriftstellers, der auch politisch zum Konservatismus zählte: „Von nun an (nach der Gründung des Staates Israel – Anm. FP) gäbe es für die Juden nur eine freiwillige Diaspora – und das ist ein ungeheuerlicher Begriff. Diaspora ist ein auferlegtes Schicksal“.[ii]

1565 erschien eine Zusammenfassung  der für den täglichen Gebrauch für den Juden geltenden Rechtsvorschriften von Joseph Caro mit dem Titel „Schulchan Aruch“ („der gedeckte Tisch“) mit insgesamt 1.705 Paragraphen. Von diesem Werk erschien eine nochmals auf das Wesentliche verkürzte Zusammenfassung als „Kizzur Schulchan Aruch“ („Kleiner gedeckter Tisch“) als „eine Vorschule für das Verständnis der Halacha[iii] (Halacha = der einzuschlagende Weg). Das Werk in der Ausgabe von 1988, geschrieben in punktierter hebräischer Schrift mit paralleler Übersetzung in die deutsche Sprache, umfasst zwei Bände mit insgesamt immerhin noch über 1.100 Seiten.

[i] Samuelson, 1995. 95

[ii] Schlamm, 1964. 165

[iii] Ganzfried, 1864. Vorwort.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am . Setzte ein Lesezeichen permalink.
X